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Waldmössinger Störche gedeihen

In Seedorf Storchenstreit / Beringung in Mühlheim / Bitte jetzt keine Feuerwerke

Viel Los ist bei den Störchen in unserer Region.  Die Jungstörche sind geschlüpft und bereiten sich aufs Leben vor. Doch zwischendurch gibt’s Unruhe bei Storchens: Mal kommt jemand, um sie zu beringen, dann wieder tauchen Starkstromer auf, um sie zu schützen – und gelegentlich raufen sich auch Störche untereinander, wie Hartmut Polet berichtet.

In Waldmössingen sind auf dem Strommasten in der Nähe der Ortsverwaltung zwei Jungstörche im Nest. Sie sind ungefähr in der dritten Lebenswoche. „So wie es aussieht, werden beide Jungstörche gut mit Nahrung versorgt und sind wohlauf“, freut sich der ehrenamtliche Storchenbetreuer Polet.

Das Storchennest in Waldmössingen mit Nachwuchs. Foto: H. Reinicke

Eine Beringung sei nicht möglich, weil das Nest sich auf einem Starkstrommast befindet. Das Nest werde täglich von einem Anwohner überwacht. Auch er selbst schaue immer wieder nach dem Nest und sei mit dem Hausbewohner im Kontakt.

Seedorf: Hoffnung fürs kommende Jahr

In Seedorf gab es kürzlich einen heftigen Nestkampf mit einem Fremdstorch, berichtet Polet. Dabei seien die Eier aus dem Nest geflogen. „Die Brut ist leider abgebrochen“, hat Polet festgestellt. Netze BW habe nun auch den Mast mit einem Greifvogelschutz isoliert. Beide Störche kämen in unterschiedlichen Zeitabständen in ihr Nest. Polet rechnet damit, dass die beiden Störche zurückkehren und man mit einer Brut im kommenden Jahr rechne dürfe.

Das gesicherte Nest in Seedorf.

Nach drei Jahren Storchenarbeit in der Region könne er nun zwei Storchennester mit sechs Störchen an die Vogelwarte Radolfzell melden.

Beringung in Mühlheim

Spektakulär ging es am Freitag in Mühlheim bei der Kirche zu. Dort hat Polet die drei Jungstörche auf dem Kirchturm in seiner Funktion als amtlicher Weißstorchberinger der Vogelwarte Radolfzell beringt und ihren Gesundheitszustand überprüft. Unterstützt hat ihn dabei die Freiwillige Feuerwehr Sulz, die mit der Drehleiter angerückt ist.

Da im letzten Jahr leider zwei Jungstörche flugunfähig waren, hat Polet den Naturschutzwart Ludwig Schrägle zur Untersuchung der Flügel bei der Beringungsaktion gebeten.

Vor der Beringung in 25 Meter Höhe haben andere Störche das Nest umflogen. „Es gab ein heftiges Klappern auf dem Kirchturm“, erzählt Polet. Das Klappern fand kein Ende, als man das Nest angefahren habe. „Rosie“ und „Killian“, die Storcheneltern, flüchteten aus dem Nest.

„Die drei Jungen sind dann in die Schockstarre verfallen und konnten ohne Probleme im Nest beringt werden.“ Mit einer Schablone vermesse er dabei das linke Bein, damit sicher ist, dass der Ring nicht im Gelenk hängen bleibt.

Genaue Untersuchung

Nach dem Beringen hat Polet zwei Störche in einen Karton gesetzt. Nummer 3 nahm Polet in die Hand. Dann ging es mit der Feuerwehrleiter nach unten, wo viele Zuschauer und Kinder warteten.

Im Karton nach unten.

Die Störche haben am Boden Naturschutzwart Schrägle, „Storchenvater“ Karl Wezel und Polet untersucht.

Die Fachleute untersuchen die Jungvögel.

Sie reinigten die Schnäbel mit einem Löffel von Fremdstoffen. Anschließend haben die Betreuer das Gewicht der Jungstörche erfasst, die Flügellänge und die Schrittlänge gemessen.

Flügelkontrolle.

„Dann ging es wieder mit der Drehleiter nach oben. Rosie und Killian warteten schon“, berichtet Polet. Als sie oben ankamen, seien die Storcheneltern wieder geflohen. Polet setzte die  Jungstörche ins Nest. „Alle drei setzten sich sofort im Nest stehend in Bewegung. Ein Zeichen, dass die Beringung zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt wurde.“ Nach der Aktion in Mühlheim dankte er der Feuerwehr Sulz, die schon jahrelange mit der Drehleiter die Einsätze am Storchennest unterstütze.

Die Feuerwehr unterstützte Beringung.

Bello-Tüten und Feuerwerk ein gefährliches Ärgernis

Im Zusammenhang mit den Störchen, die in unserer Region zum Glück wieder heimisch werden, hat Polet zwei Wünsche: Die Hundekotbeutel sollte man korrekt entsorgen, denn leider nehmen die Störche auch Bellotüten ins Nest. „Das habe ich öfters schon mit dem Spektiv gesichtet“, so Polet.

Die abgebildete Tüte konnte er aus dem Nest in Mühlheim angeln. Die jungen Störche könnten daran ersticken, denn sie könnten oft nicht einschätzen ob es sich um etwas Fressbares handelt. Polet fragt: „Ist es zu viel verlangt, wenn man den Hundekot dort entsorgt, wo er hingehört?“

Hundekottüten gehören in den Mülleimer, nicht in ein Storchennest.

Richtig sauer ist Polet über ein heftiges Feuerwerk, das am Samstag spätabends über Sulz abgefeuert worden sei: Es habe ihn gegen 22.30 Uhr „fast aus dem Bett geworfen“. Ein solches Feuerwerk mit „ohrenbetäubenden Donnerschlägen und einem Riesenfeuerball am Himmel“ sei um diese Zeit unverantwortlich, findet Polet. „In Panik werfen die Störche ihre Brut und auch ihre Jungstörche aus dem Nest.“

Bitte kein Feuerwerk während der Brut- und Aufzuchtzeit. Archiv-Foto: him

Er frage sich, wie die Stadtverwaltung ein solches Feuerwerk erlauben konnte. „Gerade in einer Zeit, in der auch andere Vögel noch brüten oder Jungvögel im Nest haben.“ Aber auch andere Tiere zögen gerade Junge auf. Polet fordert das Landratsamt auf, in der Brut- und Aufzuchtzeit ein Feuerwerksverbot zu erlassen.




NRWZ-Redaktion Schramberg

Unter dem Label NRWZ-Redaktion beziehungsweise NRWZ-Redaktion Schramberg veröffentlichen wir Beiträge aus der Feder eines der Redakteure der NRWZ. Sie sind von allgemeiner, nachrichtlicher Natur und keine Autorenbeiträge im eigentlichen Sinne.Die Redaktion erreichen Sie unter redaktion@NRWZ.de beziehungsweise schramberg@NRWZ.de

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